Der Holzbau im Wandel: Von der reinen Bauteilkonstruktion zum maßgeschneiderten Endprodukt

Der Holzbau befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Wurde der Begriff früher häufig noch mit der reinen Bauteilkonstruktion in Verbindung gebracht, so hat eine steigende Erwartungshaltung der Kunden die Branche nachhaltig geprägt und verändert. Stand früher das Sägen oder Hobeln der Werkstücke im Mittelpunkt, so umfasst der Begriff Holzbau heute weit mehr als das reine Zuschneiden von Werkstücken.

Mit steigenden Ansprüchen an hochwertige Holzkonstruktionen rund um die eigenen vier Wände sind auch die Aufgaben des Zimmermanns immer vielfältiger und facettenreicher geworden: Das Spektrum an Kundenwünschen reicht heute vom montagefertigen Carport in deckendem Weiß über das in intensivem Schwedenrot lasierte Gartenhaus bis zu den verlegefertig produzierten und in Bangkirai-Öl getauchten Terrassendielen. Diese an sich erfreuliche Entwicklung hat dafür gesorgt, dass das Aufgabenspektrum des Zimmermanns heute weit über simple Holz-Konstruktionen hinausreicht.

Das sich ändernde Anspruchsdenken der Kunden stellt für holzverarbeitende Betriebe nicht nur eine Herausforderung dar, sondern bietet auch ein großes Potenzial zur Erschließung neuer Absatzmärkte und zur Differenzierung vom Wettbewerb.

Der Weg vom Holz-Werkstück zum einsatzbereiten Endprodukt 

Die fachgerechte Lackierung von Holz-Konstruktionen stellt sich häufig schwierig dar, wenn sie erst als letzter Arbeitsschritt auf der Baustelle unmittelbar vor der Fertigstellung des Bauvorhabens erfolgt. Dies liegt im Wesentlichen an zwei Gründen: Zum einen findet die Planung und Durchführung der Lackierarbeiten vor Ort unter erschwerten Bedingungen statt und geht häufig mit Verzögerungen durch ungünstige Witterungsbedingungen einher. Zum anderen unterliegt das händische Beschichten der Werkstücke qualitativen Schwankungen. So sind die als „Montags-Werkstücke“ bekannten Konstruktionen oftmals ungleichmäßiger gestrichen als Teile, die nicht unmittelbar nach dem Wochenende lackiert werden.

Branchen wie der Maschinen- oder Anlagenbau zeigen, dass es durchaus Alternativen zu dieser Vorgehensweise gibt: Die Bauteile werden hier in den meisten Fällen bereits vor der Montage lackiert, wodurch sich zahlreiche wirtschaftliche Vorteile für die Produktion ergeben. Darüber hinaus profitiert der Kunde von einem qualitativ höherwertigen Endprodukt und einer termingerechten Lieferung der versprochenen Leistung. Doch lässt sich dieser Ansatz auch auf den Holzbau übertragen?

Tatsächlich werden auch immer mehr Holz-Häuser nach diesem Vorbild gefertigt: erst beschichten, dann zusammenbauen. Die Lackierung erfolgt maschinell direkt in der Zimmerei, im Hobelwerk, im Sägewerk oder auch bei einem externen Lohnbeschichter.

Die Vorteile einer frühzeitigen Beschichtung der Werkstücke vor der Endmontage

Der Ansatz, Werkstücke nicht erst nach der Montage, sondern bereits im Zuge des Fertigungsprozesses zu beschichten, bringt weitreichende Vorteile mit sich:

  • Der ökologische Fußabdruck ist kleiner, da die Ressourcen besser genutzt werden und geringere Mengen an umweltschädlichen Lackresten entstehen 
  • Der Beschichtungsvorgang wird stets unter gleichbleibenden Bedingungen durchgeführt, wodurch die Qualitätskontrolle erleichtert wird. Der Vorteil: Der Kunde profitiert von einer höheren, konstanten Qualität und kann attraktive Garantien auf das Endprodukt in Anspruch nehmen
  • Durch die zentrale Durchführung von Lackierarbeiten werden die eingesetzten Materialien und Waren skalierbar, wodurch die Effizienz aus der Sicht des Betriebs steigt
  • Die Bauzeiten vor Ort werden verkürzt und Kosten können signifikant reduziert werden
  • Fachgerecht vorlackierte Fassaden, Terrassendielen oder sonstige Massivholzbauteile sind von Anfang an gegen schädliche Witterungseinflüsse geschützt

Gerade im Bauwesen nehmen Veränderungen Zeit in Anspruch: Vielversprechende Ansätze wie die frühzeitige Beschichtung werden daher nicht von heute auf morgen umgesetzt, sondern sukzessive in mehreren Teilschritten erfolgen.

Im Folgenden möchten wir die verschiedenen Ausprägungen einer Vorfabrikation am Beispiel einer Holzfassade näher bringen:

  • Eine schlichte Holzverkleidung wird geliefert; die gesamte Farb- und Schutzgebung wird vor Ort gemacht 
  • Bereits grundiertes Holz wird geliefert; die Decklacke werden vor Ort aufgetragen
  • Mittelbeschichtetes Holz wird geliefert; der Decklack wird vor Ort aufgetragen
  • Eine fertig beschichtete Platte wird geliefert; nur die Installation muss vor Ort durchgeführt werden
  • Die extreme Version der Vorfabrikation ist, dass die komplette Wand als Element zur Baustelle geliefert und dann zur fertigen Wand hochgehoben wird

Die Entwicklung hin zu einer umweltschonenden und nachhaltigen Beschichtung

Zuerst lackieren und dann bauen - diese vielversprechende Methode wird sich zweifelsfrei mehr und mehr etablieren und in Zukunft weiterentwickeln. Haupttreiber dafür sind ein steigendes Umweltbewusstsein, der Mangel an qualifizierten Fachkräften und das wachsende Bedürfnis nach Geschwindigkeit, Kontrolle und Dokumentation im Holzbau.